Aus der Nachbarschaft

Der Tante-Emma-Laden auf Rädern

In der Stadt gibt es einen neuen Quartierladen: Das mobile Geschäft «Nachschub» macht samstags in der Nähe der abl-Siedlung Studhalden Halt und will bald noch mehr Standorte bedienen – sobald die Anfangsschwierigkeiten aus dem Weg geräumt sind.

Einen Bioladen mit regionalen Produkten gleich um die Ecke: Das wünschen sich viele. «Nachschub» ist seit dem Frühjahr als mobiler Quartierladen unterwegs. Vom frischen Brot über saisonale Früchte und Gemüse bis hin zu WC-Papier und Waschmittel soll die Kundschaft hier alles erhalten, was sie für den Alltag braucht. Bei der Auswahl der Produkte achten die Verantwortlichen von «Nachschub» darauf, dass diese fair produziert wurden und keine weiten Transportwege hinter sich haben. Auch die Preise, die sich an Grossverteilern orientieren, müssen stimmen. Das Gemüse kommt von «Gmües Mattli» aus Kastanienbaum, die Stiftung Dreipunkt liefert das Brot, der Honig ist aus Eigenthal und die Konfi aus Romoos. «Die Idee für einen fairen Tante-Emma-Laden ist bei uns aufgetaucht, als der ‹Unverpackt›-Laden an der Zürichstrasse schloss», erzählt Vizepräsidentin Eliane Müller, «da wollten wir ein ähnliches Angebot in unmittelbarer Nähe der Leute schaffen.» Im Gegensatz zu einem eigenen Geschäftsraum entfallen bei «Nachschub» die hohen Fixkosten, und die Genossenschaft erreicht so mehr potenzielle Kundinnen und Kunden.Die Initianten sammelten mittels Crowdfunding und bei Stiftungen das Geld für das Fahrzeug. Die Finanzierungsphase lief sehr gut und die Rückmeldungen waren positiv. Die Freiwilligen wollten in diesem Frühling loslegen. In die Quere kam ihnen indessen der Lockdown und Verzögerungen beim Fahrzeugumbau. Als der Laden auf vier Rädern und mit Elektroantrieb endlich bereit war, war schnell klar: Das Fahrzeug entspricht nicht den mit dem Hersteller vereinbarten Vorgaben. Es musste umgeplant werden.

Lieferung vor die Haustüre

Da der «Nachschub»-Laden im Moment reduziert unterwegs ist, bietet er rund um die Verkaufsstandorte Hauslieferungen an. Interessierte ­können ihre Bestellung vor Ort abgeben und erhalten die gewünschten Produkte bis vor die Haustüre geliefert. Das Sortiment ist auf der Webseite ­ersichtlich. Zusätzlich zum Standard­sortiment gibt es die Möglichkeit, Produkte des Bioladens «Gänterli» zu bestellen.

Erwartungen übertroffen
Bei einem samstäglichen Besuch im Hirtenhof in der Nähe der abl-Siedlung Studhalden wirkt der «Nachschub»-Laden immer noch etwas provisorisch. Ein paar Gemüse- und Brotkisten stehen auf dem Boden, Reis und Linsen sind in Gläser abgefüllt. Eine Kundin fragt im Vorbeigehen nach fluoridfreier Zahnpasta, eine junge Familie kauft frisches Brot, eine ältere Dame erkundigt sich, ob der Verkauf hier öfters stattfindet. «Wir hatten trotz Anfangsschwierigkeiten einen tollen Start», erzählt Eliane Müller. Die Verkäufe an den einzelnen Standorten seien zwar schwankend gewesen, insgesamt hätten sie die Erwartungen aber bei Weitem übertroffen. «Viele waren überrascht vom grossen Sortiment und wir konnten schnell eine solide Stammkundschaft aufbauen.»Teil des Konzepts ist auch, die Quartiere zum Leben zu erwecken. Nachbarinnen und Nachbarn sollen sich für einen spontanen Austausch treffen können. Nebst jenen, die aus ethischen Gründen bewusst bei «Nachschub» vorbeischauen, gibt es immer wieder spontane Kundinnen und Kunden, die im Vorbeigehen auf den mobilen Laden aufmerksam werden.

Ehrgeiziges Ziel
Von Mai bis Oktober war der «Nachschub»-Laden im Hirtenhof und im Obergütsch- und Büttenenquartier präsent. Aufgrund der Corona-Pandemie und wegen der Schwierigkeiten mit dem Fahrzeug können im Moment nicht mehr Standorte bedient werden.Sobald das neue Fahrzeug einsatzbereit ist, will «Nachschub» wieder Gas geben. «Das grosse Ziel ist, dass wir an sechs Tagen die Woche unterwegs sein können», sagt Eliane Müller. Dafür ist die Genossenschaft auf der Suche nach weiteren Freiwilligen.