Aus der Geschäftsstelle
«Die vielen spannenden Begegnungen bei der abl werde ich sehr vermissen»
Martin Buob geht nach rund sechs Jahren als weitsichtiger und verantwortungsbewusster Geschäftsleiter in Frühpension. Während dieser Zeit hat er die abl erfolgreich entwickelt und professionalisiert. Die magazin-Redaktion blickt an einem seiner letzten Arbeitstage zurück und in die Zukunft.
Martin Buob, die erste Frage mag etwas seltsam scheinen, dennoch: Wenn die abl ein Gegenstand wäre, welcher wäre sie?
Ein Victorinox-Sackmesser. Ursprünglich hatte die Firma Victorinox Sackmesser hergestellt mit den paar wichtigsten Funktionen. Heute kann ich Multifunktions-Tools kaufen, die ich in unterschiedlichsten Situationen gebrauchen kann. Ähnlich sehe ich die abl, die heute weit mehr als dem ursprünglichen Bereitstellen von preisgünstigem Wohnraum gerecht werden muss. Eine Multifunktions-Genossenschaft mit hoher Qualität.
Apropos preisgünstig: Wann ist Wohnraum preisgünstig für dich?
Preisgünstig ist genossenschaftlicher Wohnraum für mich, wenn er langfristig weniger kostet als eine vergleichbare Wohnung auf dem Mietmarkt – also gleich alt, gleich gross, gleich ausgebaut. Die abl hat viele solcher Wohnungen und muss darauf achten, dass diese im Durchschnitt im unteren bis mittleren Preissegment bleiben. Ich empfehle allen, die Infografik auf Seite 36 im Geschäftsbericht 2022 anzuschauen. Sie zeigt eindrücklich, wie günstig abl-Wohnungen sind. Im zweiten Halbjahr 2023 wird die abl im Vergleich noch günstiger, weil der Markt die Mietpreise erhöhen wird – die abl aber nicht.
Die abl ist heute ein professionell aufgestelltes und erfolgreiches Unternehmen. Was ist aus deiner Sicht typisch für die abl?
Typisch abl ist für mich ihre Grösse. Mit bald 14000 Mitgliedern und klar über 2000 Wohnungen ist sie eine der grössten Wohnbaugenossenschaften der Schweiz. Sie ermöglicht ganz vielen Menschen niederschwellig den Zugang zur Mitgliedschaft. Als grosse Genossenschaft auf dem Platz Luzern ist sie Vorbild und kann gut für ihre Mietenden und Mitglieder sorgen. Ebenso leistet sie mit ihrem Wirken und breiten Know-how einen gesellschaftlichen Beitrag in der Stadt und Region Luzern. Und: Die abl verbindet Traditionelles mit Neuem. Dabei muss sie zuweilen einen Spagat machen, der sie fordert, aber auch agil bleiben lässt.
Rückblickend auf deine rund sechs Jahre als Geschäftsleiter bei der abl: Welche Entwicklung hat die abl in den letzten Jahren gemacht, auf die du besonders stolz bist?
Die abl ist deutlich professioneller geworden. Hier haben unsere Mitarbeitenden auf allen Stufen wichtige Beiträge geleistet, auf die die abl stolz sein kann. Unser Personal ist in der Lage, den Betrieb und die Entwicklung der abl sehr gut voranzutreiben. Zudem hat sich die abl digital weiterentwickelt, ein Bauprojekt- und Qualitätsmanagement eingeführt. Unsere Strategie 2019 bis 2023 hat funktioniert und bildet eine gute Basis für die kommende Strategieperiode. Und vielleicht noch dies: Wir haben die Coronapandemie ab Tag eins gut bewältigen können. Wir waren im Austausch mit den Mietenden, unsere Mitarbeitenden waren im Büro gut geschützt und konnten «sofort» auch im Homeoffice arbeiten.
Über welches Ereignis freust du dich noch heute? Über welches weniger?
Wenn ich zurückblicke, ist es nicht ein einziges Ereignis, das mich besonders gefreut hat. Es sind die zahlreichen Begegnungen mit den Mieterinnen und Mietern und die Gespräche über ihre Sorgen und Freuden. Ein sehr trauriger Moment für mich und alle aus dem Team war der Verlust unseres Kollegen Pino Tallarico. Er ging in die Ferien und kehrte nach einem tragischen Unglück nicht mehr zu uns zurück.
Was hast du über die abl gelernt in den rund sechs Jahren?
Die Entwicklung einer so grossen Firma braucht Zeit und Geduld, viel Fachwissen, grosses Engagement, auch Mut für unpopuläre Entscheide. Gelernt habe ich auch, dass die abl ganz unterschiedliche Mitglieder hat. Die allermeisten sind der Genossenschaft gut gesinnt. Wie überall sind auch hier ein paar wenige, die nur für ihre Interessen schauen. Dann musste ich erkennen, dass es Menschen gibt, die ihre Stimme nicht einfach so äussern können oder sich nicht getrauen – hier sah ich es stets als meine Aufgabe, ihnen eine Stimme zu geben.
Was wünschst du dir für die Zukunft der abl?
Ich wünsche mir, dass die abl auch in Zukunft möglichst vielen Menschen möglichst viel guten Wohnraum anbieten kann und dass sie weiterhin auf diejenigen schaut, die es im Leben nicht einfach haben. Die abl soll unbedingt sich selbst und ihren Grundwerten treu bleiben und sich nicht von aussen antreiben und bestimmen lassen.
Was wirst du bei der abl am meisten vermissen?
Die vielen spannenden Begegnungen mit den Mietenden, Mitgliedern und Kolleginnen und Kollegen innerhalb und ausserhalb der abl werde ich sehr vermissen. Auch die Möglichkeit, mit der abl viel für die Zukunft zu bewegen, wird mir fehlen – es warten noch so viele spannende Projekte und Aufgaben auf unsere Genossenschaft.
Auf welche abl-Neuigkeiten freust du dich nach deiner Pensionierung?
Natürlich werde ich gerne im magazin folgende Schlagzeilen lesen: «Die Siedlung an der oberen Bernstrasse ist vollvermietet» oder «Die abl-Mitglieder und die Bevölkerung der Stadt Luzern sagen Ja zum tollen Projekt der ewl Areal AG».
Wie bleibst du der Genossenschaft erhalten? Wo trifft man dich im Jubiläumsjahr 2024?
Als Mitglied werde ich die abl natürlich weiterhin begleiten und ihre Entwicklung im magazin weiterverfolgen. Im Jubiläumsjahr werde ich bestimmt ein schönes und unvergessliches Jubiläumsfest erleben.
Wo wird man dich nach deiner Pensionierung antreffen?
Zuallererst mache ich Ferien. Vor allem werde ich viel Zeit draussen in der Natur verbringen oder Bücher lesen. Und ganz wichtig: Ich werde die Zeit mit meiner Familie – von jung (einjährig) bis alt (99-jährig) geniessen. Man wird mich bestimmt auch am Rigi-Schwinget oder auf dem Mountainbike antreffen. Auf all das, und viel anderes, Schönes, freue ich mich schon länger. Nach den Ferien schaue ich dann, ob ich mich irgendwo noch beruflich engagieren soll. Es gibt viele spannende Aufgaben, bei denen ich mit meiner Erfahrung einen Beitrag leisten könnte. On verra!
Co-Geschäftsleitung ad interim
Geschäftsleiter Martin Buob hatte sich im Frühling entschieden, frühzeitig in Pension zu gehen, und hat die abl per Ende Juni 2023 verlassen. Ad interim wird die Geschäftsführung in Co-Leitung von Daniela von Wyl und Chantal Wartenweiler übernommen. Von Wyl ist eidgenössisch diplomierte Immobilientreuhänderin und als Leiterin Finanzen und Administration Geschäftsleitungsmitglied. Wartenweiler hat einen Master in Organisationsentwicklung, leistet Führungssupport für die Geschäftsleitung und den Vorstand und fungiert als Projektleiterin «Strategie 2024–2028».
Wechsel im Bereich Bau und Entwicklung
Eine personelle Veränderung gab es auch in der abl-Bauabteilung: Peter Bucher, langjähriger Leiter des Bereichs Bau und Entwicklung, ging am 1. Juli 2023 in Teilpension. Er wird bis Sommer 2024 in einem Teilpensum das Bauprojekt obere Bernstrasse betreuen. Neuer Leiter Bau und Entwicklung ist seit 1. Juli 2023 Bruno von Flüe.