Genossenschaftskultur

Ein Cheers auf den Obermaihof

Seit September treffen sich im neuen Gemeinschaftsraum der Siedlung Obermaihof immer am letzten Freitag des Monats interessierte Bewohnerinnen und Bewohner zum Feierabend-Umtrunk. Auch wir haben uns in der neuen Buvette unter die Leute gemischt.

Hier kommt man miteinander ins Gespräch, freut sich auch Hans-Peter Flury.

Unter dem Motto «Let’s start a tradition» haben Bea Lauper und Herbert Portmann in diesem Herbst einen neuen Treffpunkt ins Leben gerufen. Seit September begrüssen die beiden abl-Mitglieder und Bewohnenden der Siedlung Obermaihof immer am letzten Freitag des Monats interessierte Nachbarinnen und Nachbarn zum Feierabend-Umtrunk im Pavillon. «Mit der Buvette wollen wir den Austausch innerhalb unserer noch jungen Siedlung fördern», bringt Mitinitiator Herbert Portmann die Kernidee des Vorhabens auf den Punkt. Und wo bzw. wie sollte das besser funktionieren als bei einem gemeinsamen Glas Wein, einem Bierchen oder einer Tasse Tee? Auch bei unserem Augenschein Ende Oktober ist der Gemeinschaftsraum, der sich an zentraler Lage zwischen den Neubauten und den Erweiterungsbauten der Siedlung befindet, gut besucht. Pünktlich um 17 Uhr trudeln die ersten Gäste ein – und wenig später sorgen ein gutes Dutzend Personen für eine Geräuschkulisse, welche die gesellige und ungezwungene Atmosphäre vor Ort unterstreicht. Während draussen die letzten Kinder von ihren Eltern «eingesammelt» werden, unterhalten sich die Leute drinnen über die bevorstehenden US-Wahlen, über das Leben im Obermaihof oder über ihr Berufs- und Privatleben. 

Zum ersten Mal dabei ist Markus T. Schmid. Der Gymnasiallehrer zog zusammen mit seiner Familie vor einem Jahr in die Siedlung. «Da unsere Kinder bereits älter sind, sind wir nicht mehr rund um den Sandkasten unterwegs. Umso mehr schätze ich die Gelegenheit, hier in der Buvette einige Nachbarn kennenzulernen.» Schmid wohnte schon vor dem Umzug in den Obermaihof im Quartier. Er schwärmt von der grünen, naturnahen Umgebung, von der Nähe zur Stadt. «Und auch die Durchmischung im Obermaihof finden wir toll.» Der ehemalige Grossstadtrat hat keinen Zweifel daran, dass die Buvette einen wichtigen Teil dazu beiträgt, dass die Kultur und der positive Geist dieser Siedlung so stark spürbar sind. «Dieser Raum ist extrem wertvoll.» 

Käsecracker, Hummus und andere Köstlichkeiten  
Ähnlich begeistert ist Renata Ceresa. Sie hat sich heute für einen Crodino, den alkoholfreien Aperitif-Klassiker aus Italien, entschieden. Für ihre Nachbarinnen und Nachbarn hat sie selbstgemachte Käsecracker gebacken; dazu hat sie etwas Parmesan und Tilsiter gerieben und die daraus geformten Käsehäufchen anschliessend in den Ofen gestellt. Knusprig und lecker sind sie! Und eine ideale Ergänzung zum Hummus, den Herbert Portmann aufgetischt hat.


Renata Ceresa lebt seit vergangenem November in einer 2.5-Zimmer-Wohnung im Obermaihof. Was ihr am neuen Zuhause besonders gut gefällt: «Ich komme zur Tür rein und sehe die Natur.» Der Blick in Richtung Wäsmeliwald sei «wie ein gemaltes Bild». Das langjährige abl-Mitglied entschied aber nicht nur aufgrund der der idyllischen Umgebung für eine Wohnung im Obermaihof. Sie freut sich darüber, dass sich in der Siedlung ganz unkompliziert und «ring» neue Leute kennenlernen liessen. «An meinem vorherigen Wohnort habe ich in zehn Jahren nicht so viele Leute kennengelernt wie hier in ein paar Wochen», sagt sie und lacht. Kein Wunder: Im Obermaihof herrsche eine besondere Dynamik. «Vom Spielenachmittag bis zum Kaffeetreff – viele Bewohnerinnen und Bewohner organisieren Aktivitäten und reissen neue Anlässe an.» Während sie ihre Nachbarn früher höchstens morgens und abends auf dem Weg zur Arbeit kurz grüsste, sei das Leben im Obermaihof nicht nur ein Nebeneinander, sondern viel mehr ein Miteinander. «Dies aber nur, wenn man das auch möchte.» Niemand müsse am Feierabend-Umtrunk oder am Mittagstreff teilnehmen. Renata Ceresa aber kommt gern. Für sie sind die gemütlichen Treffen vor der Haustür ein Ausgleich zu ihrem sehr aktiven Leben. Obwohl sie pensioniert ist, sind ihre Tage gut gefüllt. Erstens engagiert sich die ehemalige Erwachsenenbildnerin noch immer in der Freiwilligenarbeit und zweitens pendelt sie regelmässig zwischen Luzern und München, wo ihr Partner lebt. 

Bruno Luthiger freut sich, an der Buvette auf Nachbarn zu treffen.

Von Smalltalk bis zu tiefen Gesprächen 
Während wir uns mit Renata Ceresa unterhalten, stösst ein weiterer Gast dazu. Der sympathische Herr hebt seine Bierflasche zum Gruss und stellt sich als Stefano Vecchi-Egli vor. «Ich wohne im ‹20gi›», verrät er. Wie bei Markus T. Schmid sind auch die Kinder von Stefano Vecchi-Egli und seiner Frau bereits grösser, 18 und 16 Jahre alt. Der Maschinenbauingenieur geniesst die Geselligkeit, die der Anlass mit sich bringt. «Bei der Arbeit bleibt dafür weniger Platz.» Gleichzeitig schätzt er es, dass die Teilnahme völlig freiwillig ist. «Wenn’s passt, komme ich ein Stündchen vorbei, bevor ich anschliessend für die Familie das Abendessen zubereite. Und wenn es mal nicht passt, ist es auch nicht tragisch.» Er tausche sich gerne aus, sagt Stefano Vecchi-Egli. «Ich erzähle gerne von mir, interessiere mich aber auch für die Lebensgeschichten von meinen Mitmenschen.» Der Pavillon, der sich quasi im Herzen der Siedlung befinde, biete die ideale Gelegenheit für solche Gespräche, die häufig locker-flockig sind, die aber gerne auch in die Tiefe gehen können. Für Renata Ceresa gibt es zudem noch einen weiteren Grund, weshalb die neue Buvette im Obermaihof ein idealer Ort zum gemeinsamen Austausch darstellt: «Egal wo man hingeht, egal in welchem Haus man wohnt – am Pavillon kommen alle vorbei.» Die Voraussetzungen für viele weitere gesellige Abende sind somit ideal.