Genossenschaftskultur
Nährstoffreicher Humus und Wertvoller Lebensraum
Von links: Auf dem Kompostplatz Mittlerhus füllt Martha Fuchs das gesammelte Grüngut in eine Kiste, wo Insekten das Material weiter zersetzen und durchmischen; fertige Komposterde, der perfekte Dünger; Fredy Kolb, Ruth Donath und Ruth Kolb auf dem Kompostplatz Brunnmatt.
Seit den 1990er-Jahren wird in den Quartieren von Kriens fleissig kompostiert. Noch heute machen die Kompostgruppen ihre Arbeit sorgfältig und gewissenhaft. Ein Augenschein in den abl-Siedlungen Mittlerhus und Brunnmatt.
Es ist grün in der Siedlung Mittlerhus. Gemeinsam mit der Sonne, die in die Sträucher und Bäume scheint, zeigt sich der Frühling endlich in seiner ganzen Pracht. Ein älterer Herr füllt gerade seine Giesskanne im Brunnen; eine Frau schaut nach, was die Schnecken in der Nacht so getrieben haben. Auf dem Kompostplatz leert Martha Fuchs das 14 Tage alte Grüngut: Im oberen Teil erkennt man noch die Rüstabfälle, unten ist es bereits eine braune Masse. Dampf steigt in den Himmel und ein starker Geruch strömt aus dem offenen Behälter. «Manche finden, das stinkt», sagt Martha Fuchs. «Aber für mich stinkt es nicht – genau so muss es sein.» Mit einer Mistgabel verteilt sie das Grüngut in einer grossen Kiste, wo die Asseln, Ameisen, Tausendfüssler und vor allem die typischen roten Kompostwürmer auf neues Futter warten. In einem Jahr kommen hier fünf Tonnen Grüngut zusammen, insgesamt hat der Mittlerhusweg vier solcher Kompostplätze.
Erster Kompostplatz von Kriens
Am Boden liegen drei Haufen, im Fachjargon nennt man sie Mieten, die mit einem Vlies zugedeckt sind. Alle drei Monate werden die organischen Abfälle eine Miete weiter geschaufelt. So kommt die nötige Luft hinein und es entsteht innerhalb eines Jahres die stark verdichtete Komposterde – der beste Biodünger überhaupt. Nicht zu trocken und nicht zu feucht darf es sein, die langjährig geschulten Augen der Kompostgruppe überwachen diesen Prozess der natürlichen Zersetzung genau. Die letzte Miete wird schliesslich in eine abgeschlossene Kiste gesiebt und die fertige Komposterde innerhalb des Quartiers sowie an die Brändi Gärtnerei verkauft.Martha Fuchs hat zurzeit ihren zweiwöchigen Dienst. Dann kommt sie täglich her und schaut auf dem Kompostplatz zum Rechten. Vor genau 30 Jahren haben ihre Vorgänger als erste in Kriens voller Elan mit dem Kompostieren begonnen. Heute ist es immerhin noch eine Gruppe von acht Leuten, die sich die Dienste aufteilt und die anfallenden Arbeiten erledigt. «Wir sind ein bisschen pingelig», gibt Fuchs zu, «es sollte schon alles ordentlich ablaufen.»
Kompostplatz Brunnmatt
Auch ein paar Strassen weiter, im Brunnmattquartier, wird sehr sorgfältig gearbeitet. Der von Hecken gesäumte Schattenplatz ist mitten in der Siedlung, aber gut getarnt. Fredy Kolb kontrolliert auch mit über 80 noch praktisch jeden Tag kurz das Silo: Er entfernt, was nicht hineingehört und mischt es zwischendurch mit etwas gehäckseltem Strauchschnitt. «Die Mischung ist wichtig für einen guten Kompost», erzählt der erfahrene Hobbygärtner. Deshalb macht er nicht alles auf einmal, sondern schneidet da und dort ein bisschen zurück, um «sein» Silo schön gleichmässig zu halten. Beim Umschichten – Kolb hat hierzu grosse Holzkisten zur Verfügung – sei dann die Luft das A und O. Nur wer den Kompost regelmässig weiterschaufle, erhalte solch guten Biodünger wie sie. Fünf Bewohner haben wie Fredy Kolb einen Garten von der Stadt gepachtet, wo die Komposterde direkt wiederverwendet werden kann.
Beim Kompostieren zersetzen Mikroorganismen und Kleinstlebewesen die organischen Substanzen. Dabei entsteht nebst hochwertigem Humus auch Wärme (links). Der Kompostwurm (rechts) ist einer dieser effektiven und nützlichen Helfer.
Kompostieren statt Meditieren
Fredy und Ruth Kolb, die offiziell den Chefposten innehat, haben schon lange nach Nachfolgern für die Mithilfe beim Kompostieren gesucht. Vor allem mit der rund 20 Jahre jüngeren Ruth Donath wurden sie nun endlich fündig. «Andere meditieren, ich helfe beim Kompost mit», sagt sie und lacht. Man könne dabei eben nicht nur etwas Gutes tun, sondern auch den Kopf auslüften und ein bisschen schwatzen. Ohnehin war das Zusammensein schon immer ein wichtiger Bestandteil der kleinen Gruppe, den insbesondere Ruth Kolb gerne gepflegt hat. «Wir alle machen diese Arbeit ja kostenlos», sagt sie, «deshalb fand ich es immer wichtig, dass wir es auch gut miteinander haben und ab und zu gemütlich beisammensitzen.» Zu diesen Gelegenheiten hat sie jeweils gern für das leibliche Wohl der Gruppe gesorgt.Das ist genau das, was auch Martha Fuchs am Kompostplatz Mittlerhus schätzt. «Am Abend kommen die Leute vorbei und wir tauschen uns aus.» Dank den Verkäufen der Kompostsäcke reichte es im Herbst zudem jeweils für einen Ausflug. Doch auch hier fehlt es an Menschen, die sich verbindlich verpflichten, beim Kompostieren mitzuhelfen. Einzelne springen ab und zu ein.Genauso wie Fredy Kolb hat auch Martha Fuchs jahrelang die Umgebungsarbeiten in ihrer Siedlung gemacht. Sie beide sind verbunden mit dem Grün um sie herum, und wenn sich die Zeiten ändern, tut das manchmal auch ein bisschen weh. Im Grossen und Ganzen blicken trotzdem beide positiv in die Zukunft und finden, ein paar Jahre mögen sie schon noch Grüngut umschichten. Spätestens, wenn Martha Fuchs die Erde durch ihre Hände rieseln lässt und sich ob der einwandfreien Qualität erfreut, weiss man auch warum.
Interessiert, in der eigenen Siedlung selber aktiv zu werden? Melden Sie sich per E-Mail oder 041 227 29 36. Die Fachstelle Genossenschaftskultur und Soziales unterstützt Sie gerne!
Bis zu 50 Kompostplätze in Kriens
Anfang der 1990er-Jahre begann die Gemeinde Kriens das Kompostieren an dezentralen Standorten zu fördern. Bis 2005 entstanden in den Quartieren von Kriens über 50 gemeinschaftliche Kompostplätze, heute sind es noch 36. Damit werden jährlich rund 80 Tonnen Grüngut vor Ort verwertet, statt sie mit Lastwagen abzutransportieren. Zusätzlich haben die Hobbygärtner/-innen eigenen, hochwertigen Humus für ihre Beete – und der Kreislauf der Natur nimmt seinen Lauf.
Was gehört in den Kompost?
Rüstabfälle und Pflanzenschnitt können sich im Kompost zersetzen und werden schliesslich zu wertvoller Komposterde. Alles, was gekocht ist, gehört jedoch nicht ins Grüngut. Genauso wenig wie rohes Fleisch oder Fisch, Knochen, Milchprodukte und Backwaren. Vorsicht ist ausserdem bei Früchten und Gemüse geboten, die mit Pestiziden behandelt wurden. Auch Unkraut und die kompostierbaren Säcke eignen sich nicht für die Kompostanlagen in den Quartieren.