Aus dem Vorstand
Ästhetin mit sozialer Bodenhaftung
Priska Jenni Jurt verlässt den Vorstand nach der maximalen Amtsdauer von zwölf Jahren.
Zwölf Jahre hat sich Priska Jenni Jurt im abl-Vorstand für architektonische Qualität stark gemacht. Sie engagierte sich für Wohn- und Lebensqualität in lebendigen Siedlungen und berücksichtigte dabei immer auch die soziale Verantwortung. An der Generalversammlung im Oktober verlässt eine Teamplayerin den Vorstand.
Zwölf Jahre sind kurz, wenn das Engagement immer noch gross und viel Verbundenheit mit der abl da sind. An der auf zwölf Jahre beschränkten Amtszeit für Vorstandsmitglieder will Priska Jenni Jurt aber nicht rütteln, auch wenn sie den abl-Vorstand mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlassen wird.
Unerwartet länger im Amt
Der Aufschub der Generalversammlung vom Mai in den Oktober 2020 hat Priska Jenni Jurt ein paar zusätzliche Monate mit viel Arbeit beschert. Diese geniesst sie als Supplement und sie ist noch voll in den Projekten aktiv. So hat sie die Diskussion für «Kunst und Bau» beim Projekt Obermaihof angestossen: «Kunst bringt eine sinnliche Dimension in unsere Siedlungen, eine Ergänzung zur Architektur und zur Umgebung und schafft eine Verbindung zur Bewohnerschaft», erklärt die Architektin. Das Bauprojekt Obermaihof begleitet sie seit den vor neun Jahren erarbeiteten Machbarkeitsstudien. Priska Jenny Jurt hat das Raumprogramm mitgeprägt und in der Jury den Blick immer auf gute Architektur, funktionierende Grundrisse in den Wohnungen und eine Gesamtplanung des verbindenden Aussenraums gerichtet: «Dieses Gesamtprojekt liegt mir am Herzen und ich denke, es wird eine tolle Wohnsiedlung».
Planerin und Strategin
«Die Siedlung Obermaihof ist ein gutes Beispiel, wie wir in unserer Strategie bezüglich Wohnraumentwicklung unterwegs sind», erklärt die engagierte Architektin. Mit Sanierung, Erweiterung und Neubau zeige die abl hier, wie gezielt entwickelt und eine breite Durchmischung angestrebt wird. «Durchmischte und lebendige Siedlungen entstehen nicht zufällig, sondern hängen stark davon ab, wie wir planen und was wir anbieten – in den Wohnräumen, im Sozialräumlichen und in den Aussenräumen.»
Priska Jenni Jurt hat sich mit jedem Jahr im Vorstand engagierter, überzeugter und auch lauter in die strategische Diskussion eingegeben und sich mit ihrer Meinung und ihrem Fachwissen Gehör verschafft. Wenn es darauf ankommt – gerade jetzt mitten in der Diskussion um Wachstum und Preisgünstigkeit – hat sie eine starke Stimme in der Analyse und Beurteilung der strategischen Entwicklung.
Spuren bis in die Zukunft
Mit Nachdruck forderte sie den übergeordneten strategischen Austausch ein – so zum Beispiel im Fachausschuss «Bau & Entwicklung». Städtebauliche und architektonische Qualität sind ihr mit Blick auf die Grossprojekte sehr wichtig. Sie plädiert für Wettbewerbsverfahren, die den Anforderungen der abl gerecht werden und guten Wohnraum für viele Bedürfnisse schaffen. In den Jurys ist sie eine kompetente und zuverlässige Vertreterin der abl, die den Blick auf das Ganze richtet. Nachhaltigkeit hat dabei als Leitlinie beim Planen, Bauen und Gestalten des Sozialraums für und mit der Nachbarschaft einen hohen Stellenwert. Ein grosses Anliegen von ihr wird aktuell vom Bereich Bau & Entwicklung umgesetzt: das Handbuch der abl-Baustandards.
Im Fokus stehen für Priska Jenni Jurt die Wohnraum bedürfnisse der Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen. Damit kennt sie sich als selbstständige Architektin aus. Täglich befasst sie sich mit den zentralen Fragen, wie Raum, Funktion und Form in Bezug auf die Bedürfnisse zusammenspielen müssen. Immer mit dem Blick auch, wie das Wohnen zahlbar bleibt.
Bei Neubauten ist sie eher auf der mutigen Seite und findet, dass die abl auch unkonventionelle Formen des Wohnens anbieten sollte, so etwa bei der Kooperation Industriestrasse. Auch hier wirkte Priska Jenni Jurt von der ersten Ideenentwicklung bis heute mit. An den Dialogveranstaltungen war sie eine begeisterte Gesprächsteilnehmerin auf der Suche nach dem guten Mix zum Wohnen, Arbeiten, Leben. Mit Interesse wird sie die Realisierung dieses lebendigen und bunten Quartiers weiterverfolgen.
Stolz kann sie vom Dach des Himmelrich 3 blicken und das Geschehen im Innenhof oder auf den Balkonen beobachten. Auch hier war sie von der ersten Diskussion über Quartierentwicklung, Neubau oder Erhalt, Anforderungen und Bedürfnisse mit dabei. Erst als Vorstandsmitglied, später in der Jury, jetzt in der Projektorganisation. Lanciert hat sie auch hier den Wettbewerb «Kunst und Bau». Sie freut sich auf das Kunstwerk von René Odermatt: «Die dreiteilige Skulptur ‹Drei Portraits› wird gut in den Innenhof passen und von den Bewohnerinnen und Bewohnern genutzt werden können.»
Leidenschaft für die Architektur
Sie hat ein Faible für Kunst, liebt Architektur nicht nur als Beruf und ist immer mit dem Blick auf das Ungewöhnliche, das Schöne unterwegs, mit grossem Interesse an den Menschen und ihren Vorstellungen – eine Ästhetin mit sozialer Bodenhaftung. Auch auf ihren Reisen, die sie nie ohne Besichtigung von Bauwerken plant, geht sie mit grosser Neugier durch Städte und Kulturen. In Erinnerung wird uns allen die Reise des Vorstands nach Berlin im Herbst 2018 bleiben. Dort war der Vorstand zum Weiterbildungsaustausch mit anderen Genossenschaften im Umfeld von Berlin in vielen Siedlungen unterwegs. Als Mensch mit Freude an persönlichen Begegnungen und an Teambildung schätzt Priska Jenni Jurt solche Anlässe. Im Vorstand kommen diese manchmal aus Zeitgründen etwas abhanden – oder etwas anderes gerät dazwischen. Wie etwa beim geplanten Ruder-Event des abl-Vorstands auf dem See. Wegen Corona musste dieser verschoben werden. Als Teamplayerin will Priska Jenni Jurt dabei aber auf alle Fälle noch mitmachen. Gerne will sie die Zeit bis Oktober für den Austausch mit der designierten Nachfolgerin Nicole Renggli-Frey nutzen und ihre Erfahrungen und ihr Know-how weitergeben.
Mehr Zeit fürs eigene Schaffen
In Zukunft wird Priska Jenni Jurt mehr Zeit haben, sich ihrem Architekturbüro und somit eigenen Projekten zu widmen und in Arbeitsgemeinschaften mit anderen Gestalterinnen und Gestaltern zusammenzuarbeiten. Das sichere Gespür für Ästhetik und Funktionalität, für Sozialraum und Wohnbedürfnisse wird sie dabei weiterhin begleiten. Bleiben wird auch die Verbundenheit mit der abl und das Interesse an ihren Projekten. Ihr Wunsch: als Architektin einmal selber gemeinnützigen Wohnungsbau zu planen und ihre breite Erfahrung einzubringen.
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