Aus dem Vorstand
Ein denkwürdiges Jahr mit Signalwirkung
Drei Generalversammlungen und zwei Urabstimmungen haben dieses abl-Jahr geprägt. Mit der Verabschiedung der neuen Statuten wurden die Weichen für die Zukunft neu gestellt.
Im März fand die ausserordentliche Generalversammlung zur Kooperation Industriestrasse und die anschliessende Urabstimmung statt. Über 90 Prozent der Mitglieder haben den Kredit für die Realisierung der abl-Bauten auf dem KIL-Areal in der Höhe von 28.4 Mio. Franken bewilligt. Das bedeutet ein Ja zum Wachstum und ein Ja zu einem neuen genossenschaftlichen Wohnen in einem innovativen Umfeld mit vier weiteren Genossenschaften.
Für die ordentliche Generalversammlung wurde auf der Basis der Covid-Verordnung noch einmal eine schriftliche Form der Abstimmung durchgeführt. Vorgängig lud die abl zu einer Informationsveranstaltung zur Meinungsbildung ins Forum Allmend ein. Die Begegnung vor Ort und die Möglichkeit zum Austausch wurden sehr geschätzt. Im Fokus standen die Wahlen. Melanie Vonmüllenen wurde als Fachfrau Genossenschaftskultur und Soziales und explizit auch als Vertreterin der Mietenden mit breiter Zustimmung von über 96 Prozent in den Vorstand gewählt. Auch die Wiederwahlen gingen mit ähnlich hoher Zustimmung über die Bühne. Im Vorfeld meiner Wiederwahl als Präsidentin habe ich erklärt, dass ich aufgrund der Amtszeitbeschränkung noch für ein Jahr zur Verfügung stehe. Bereits läuft die Ausschreibung für die Nachfolge. Das Präsidium ist an der kommenden Generalversammlung im Juni 2023 neu zu besetzen.
Seit den Wahlen 2022 sind im Vorstand acht Mitglieder engagiert – vier Frauen und vier Männer bringen ihre Kompetenz aus ihren Fachbereichen, ihre ganzheitliche Sicht und ihre Persönlichkeit in dieses strategische Gremium der abl. In den Strategischen Ausschüssen Immobilien, Finanzen sowie Wohnen, Genossenschaftskultur und Soziales wird der Austausch mit Mitgliedern der Geschäftsleitung gepflegt und zentrale Themen für den Vorstand vorberaten.
Die Herausforderungen und die Verantwortung, welche die Vorstandsmitglieder zu tragen haben, sind gross. Gerade mit Blick auf den partizipativen Prozess der Gesamtrevision Statuten und der damit verbundenen öffentlich ausgetragenen Diskussionen war es für alle ein herausforderndes Jahr. An der ausserordentlichen Generalversammlung vom 20. Oktober 2022 waren 31 Anträge und ein Ordnungsantrag das Setting zur Diskussion über die neuen Statuten. Inhaltlich wurden Anträge formuliert, welche dem Vorstand enge Leitplanken setzen sollten. Einige der Anträge wurden vor Ort zurückgezogen oder gemeinsam bereinigt. Der Vorstand zeigte sich flexibel, wenn es um konstruktive Vorschläge ging, und so konnte das Paket zuhanden der Urabstimmung verabschiedet werden.
An der Urabstimmung kamen schliesslich das bereinigte Statutenpaket sowie fünf verbliebene Anträge zu drei kontroversen Themen separat zur Abstimmung. Mit einem Mehr von über 94 Prozent haben die Mitglieder – die Stimmbeteiligung lag bei rund 20 Prozent – die neuen Statuten verabschiedet.
Entgegen den Vorstellungen des Vorstands haben die Lohnlimite und der Vergütungsbericht Eingang in die Statuten gefunden. Für den Vorstand war es wichtig, die Mitwirkung und Mitsprache zu den neuen Statuten gerade auch zu strittigen Themen konsequent durchzuziehen. In die gleiche Richtung für ein Mehr an Demokratie ging auch sein Vorschlag für neue Formen der Generalversammlungen auch mit schriftlichen und digitalen Optionen. Statt eines Vorwärts bleibt es hier bei den alten Statuten.
Die neuen Schwerpunkte in den Statuten, nämlich Nachhaltigkeit, das Bekenntnis zur Gemeinnützigkeit mit der Aufnahme der Kostenmiete, Mitwirkung und Solidarität, sollen in der zukünftigen Strategie wegweisend sein. Gerade der Grundsatz der Nachhaltigkeit in seinem ganzheitlichen Verständnis spricht für eine weitsichtige Ausrichtung unserer Genossenschaft, die soziale, ökologische und ökonomische Faktoren gleichermassen berücksichtigt. Die neue Strategie der abl wird eine Nachhaltigkeitsstrategie sein. Diese wird bereits jetzt für die neue Strategieperiode 2024–2028 aufgegleist.
Bei den strategischen Schwerpunkten Wachstum und preisgünstiger Wohnraum wurde denn auch der Nachhaltigkeit höchste Priorität eingeräumt. Politisch hat die abl die Klimaziele der Stadt unterstützt, die auch ihren Zielen entsprechen. Die abl ist mit grossen Schritten auf dem Weg zur Klimaneutralität, die sie im Jahr 2032 mit entsprechenden Massnahmen gemäss Energiepfad erreichen will.
Die Themen, welche dieses Jahr die ganze Welt bewegen, sind für alle spürbar. Klimakrise, Ukrainekrieg wirken sich im Sozialen wie auch in der Energieversorgung aus. Steigende Kosten und Lieferprobleme betreffen unmittelbar auch unsere Projekte. Die abl stellte Wohnraum für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung und setzte ein Zeichen der Solidarität.
Eine Genossenschaft kann nicht alle Probleme im Wohnen und Zusammenleben lösen, aber sie kann viel bewirken. Mit vielfältigen Wohnraumangeboten kann sie zu einer guten Durchmischung beitragen. Das wird für die Zukunft noch wichtiger werden, da wir in der Stadt auf einen Leerwohnungsbestand von unter einem Prozent gerutscht sind. Die zukünftige Entwicklung setzt Handlungsspielraum voraus. Weiter bauen, weiter wachsen für unsere vielen Mitglieder aus allen Generationen, Bevölkerungsschichten und Kulturen soll erklärtes Ziel der abl bleiben. Sei dies auf städtischen Arealen im Baurecht oder auch mit der Nutzung von Chancen, die sich auch auf dem Markt bieten. Dafür braucht es Ressourcen, Weitsicht und Mut zur Innovation.
Wir pflegen einen offenen Austausch weit über unsere Genossenschaft hinaus – in den Kooperationen sowie im Umfeld der gemeinnützigen Wohnbauträger in Stadt und Agglomeration Luzern auch mit Behörden, Politik, Hochschulen und anderen Institutionen.
Die abl richtet den Blick auf neue Wohnformen und innovative Projekte für ein Wohnen in jeder Lebensphase. Die Besichtigung des Zollhauses in Zürich im Austausch mit der Genossenschaft Kalkbreite sowie ein Besuch der Familienheimgenossenschaft Zürich im Himmelrich 3 bringen wertvolle Impulse. Impulse für das Bauen in die Zukunft.